Es zählt das Erzählte: econova

Aufmerksamkeit ist knappes Gut. Wer es schafft, seine Werbezielgruppe bei der Stange zu halten, hat schon viel gewonnen. Einer, der sich handwerklich darauf spezialisiert hat ist der Innsbrucker Werbefilmer und Regisseur Andreas Hafele mit seinem Unternehmen Hafzoo. Das er seine Kunst versteht, zeigen nicht zuletzt die Zahlen. Und die lügen nun einmal nicht.

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April 2019 // Text: Marian Kröll & Marina Kremser

 

65 Sekunden können sich anfühlen wie ein flüchtiger Augenblick oder eine bleierne Vorschau auf die Ewigkeit. In der Werbung tendiert ein Clip in dieser Länge eher zu Zweiterem. Es ist eine große Kunst, die Aufmerksamkeit des Medienkonsumenten, die aufgrund einer permanenten Reizüberflutung auf allen Kanälen knapper denn je bemessen ist, nicht zu verlieren. Auf diese Kunst scheint sich der Innsbrucker Filmemacher und Regisseur Andreas Hafele mit seinem Unternehmen Hafzoo zu verstehen. Davon darf man deshalb ausgehen, weil es in der heutigen Zeit möglich ist, mittels sogenannter Web Analytics genau nachzuvollziehen, wer zu welchem Zeitpunkt und wie lange Werbung konsumiert hat. Hafele hat eine internationale Werbefilmkampagne für Swarovski Optik auf- und umgesetzt, welche – das zeigen diese Analysen – die Konsumenten in ihren Bann gezogen hat. Von mehr als 3 Millionen Zusehern im Netz haben über 94% den Werbefilm bis zur letzten Sekunde angesehen. Ein eindrucksvoller Wert, speziell wenn dadurch der Zugang zu einer neuen Zielgruppe geöffnet wird. Gedreht wurde der Film nach ausgiebiger Konzeption und Vorbereitung binnen 10 Tagen an der schwedischen Küste südlich von Stockholm. Das Resultat war eine Kampagne, bestehend aus 9 Filmen die den Marktauftritt des CL-Companion Fernglases des Tiroler Herstellers von Präzisionsfernoptiken wesentlich prägt. Doch einmal von vorne. Wer ist dieser Andreas Hafele und warum macht er hochwertige Werbefilme? Den Innsbrucker verschlug es nach seiner Zeit an einer HTL in Innsbruck auf eine Filmschule in Großbritannien. Dort ließ er sich zum Regisseur ausbilden. Warum gerade Regisseur? „Es war die Herausforderung zu lernen, einen Film künstlerisch von Anfang bis zum Ende zu begleiten“, meint der Filmemacher mit einem Lächeln, nicht ohne hinzuzufügen: „Der Regisseur allein kann eigentlich nichts. Weder die Kamera bedienen noch selbst am Schnittplatz die Timeline zu trimmen oder in der Tonmischung die Regler zu schieben. In der Rolle des Regisseurs geht es in erster Linie um Personenführung, darum, mit seinem Team gemeinsam ans Ziel zu kommen. Der Regisseur fordert und will auch gefordert werden. Er führt ein Projekt vom Anfang bis zum Ende, trifft mit Spezialisten wie Requisite, Kamera, Ton, Licht und natürlich vor allem den Darstellern sämtliche kreativen Entscheidungen.“ Das heißt, ein guter Regisseur macht aus guten Einzelspielern ein noch besseres Team und aus guten Sequenzen einen Film, der mehr ist als die Summe seiner Teile. Dass Hafele das kann, bewies er schon im Jahr 2006, als er den Young Director’s Award am Lions Festival in Cannes mit nach Hause nahm. In mehrfacher Hinsicht ein Türöffner, der ihn filmerisch quer über den Kontinent geführt hat. „Man hat sich plötzlich in unterschiedlichsten Teilen Europas für meine Arbeit interessiert“, erinnert er sich. Hafeles Werbefilme fanden überdies Eingang in das American Cinematographer Magazine, wo sie für ihren innovativen Stil gelobt wurden. Ausgezeichnet wurde der Filmemacher, der heute mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Vill lebt, unter anderem auch beim Staatspreis für Werbung und mit der Venus des Creative Club Austria. Der Name der 2012 gegründeten Filmproduktionsfirma Hafzoo rührt daher, dass im Unternehmen – ähnlich wie in einem Zoo – unterschiedliche Gattungen und Arten von Werbespots und Filmprojekten friedlich nebeneinander existieren und produziert werden. Die Artenvielfalt macht Hafzoo aus. England den Rücken gekehrt hat der Tiroler aus familiären Gründen, doch ein kleines Büro, das bei Bedarf aktiviert werden kann, betreibt Hafele weiterhin in London. „Zu Beginn war ich mir nicht sicher, ob sich meine Arbeit, mein Konzept, mit dem ich Erfolg hatte, nach Tirol übersetzen lassen würde“, beschreibt Hafele die anfängliche Unsicherheit. Die hat sich mittlerweile in Wohlgefallen aufgelöst, der (Werbe-)Filmemacher reüssiert. Zu den Kunden gehören unter anderem Garmin, United Optics, ABB, die Tirol Werbung und Swarovski Optik.

„Seit 16 Jahren bin ich Werbefilmer, doch bis vor kurzem gab es keine Möglichkeit, zu sehen, wie das Publikum tatsächlich auf meine Arbeit reagiert“, erzählt Hafele, der die neuen Tools zur Analyse intensiv nutzt und konkrete Schlüsse daraus zieht. „Seit Onlineservices ihre Daten verfügbar machen, kann man genau erkennen ob die Zuseher das produzierte Werk wirklich ansehen wollen und das auch tun. Sie können den Film ja jederzeit wegklicken, wenn ihnen etwas missfällt,“ sagt Hafele. Durch Analytics offenbaren sich auch Stellen, an denen besonders viele Leute gegebenenfalls aussteigen, sogenannte „Ausstiegstrigger“ wie sie die Fachsprache bezeichnet. Solche gilt es freilich tunlichst zu vermeiden. Im Zeitalter, in dem binnen Sekundenbruchteilen geliked oder à la Tinder über potenzielle Sexpartner hinweggewischt wird, kann man sich keine fehlerhafte oder gar langweilige Sekunde leisten, will man sein Publikum nicht verlieren. „Das macht es natürlich schwieriger, Werbeideen so zu konzipieren, dass sie ständig Neugierde wecken und der Zuseher aus freien Stücken dranbleiben will“, beschreibt der Filmemacher die Herausforderung. Andreas Hafele gliedert seine Arbeit in zwei Abschnitte. Wenn es keine konkrete Idee gibt steht am Anfang eine Konzeptphase, in der sich die kreativen Prozesse ereignen und die meist mehr Zeit in Anspruch nimmt als die Produktion. Erst dann erfolgt die technische Umsetzung, bei der kaum etwas dem Zufall überlassen bleibt. „Bevor die Konzeption nicht passiert ist, können wir dem Kunden nur schwer einen Preis für die Umsetzung nennen, denn wir wissen ja nicht was es zu drehen gilt“, sagt Hafele. In dieser Phase gilt es gemeinsam mit dem Kunden festzulegen, was der Werbefilm überhaupt leisten soll. „Vielfach herrscht eine antiquierte Meinung zum Format Werbefilm. Etwa, dass man Spots vorrangig nur im Kino oder TV zeigen kann. Das ist viel zu eng gefasst. Vielmehr wird in der Konzeption einer Filmidee eine Geschichte, ein Narrativ entwickelt, das als Grundlage für alle weiteren Elemente einer Marketingkampagne verwendet werden kann“, erläutert Hafele. Weiters gibt es nicht nur eine Schnittversion eines Werbefilms, sondern unterschiedliche Längenformate, ja auch Bildseitenverhältnisse, die spezifisch auf den Kanal und das anvisierte Zielpublikum abgestimmt sind. 15-Sekünder eignen sich beispielsweise sehr gut für die Sozialen Medien, in denen die Aufmerksamkeitsspanne der Rezipienten noch kürzer ist als bei Konsumenten „klassischer“ Medien wie TV und Kino. „Es gibt 6-Sekünder, deren Ziel es ist, einzig die Essenz und die Marke zu transportieren“, sagt Hafele. Die Essenz der Kampagne lässt sich so lange weiter eindampfen, bis man beim animierten GIF angelangt ist, das, obwohl technisch eigentlich überholt, in den 2010er Jahren im Netz ein großes Comeback feiert und mittlerweile Kultcharakter hat. Und nebenher ein effektives Mittel ist, um die Message an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Kommerziell werde das GIF meist aber noch eher stiefmütterlich behandelt, meint Hafele.

Für zahlreiche Projekte übernimmt Hafzoo die Produktion das heißt die Umsetzung der Idee. In diesem Fall wird Text und Storyboard dann meist von einer Werbeagentur angeliefert. „Hier geht es darum, die Idee der Agentur mit Energie und Details aufzuladen und zu polieren“, sagt Hafele. Entfällt der kreative Prozess, geht es in erster Linie ums Handwerk, das der Filmemacher ohnehin von der Pike auf gelernt hat und akribisch umsetzt. Es wollen die richtige Location und die passenden Darsteller gefunden werden und die Werkzeuge, die es braucht, um ein Konzept mit Leben zu füllen. Dabei spielt natürlich die Erfahrung eine wesentliche Rolle. Analog zum Spielfilm lebt auch ein Werbefilm von der Geschichte, ihren Charakteren und deren Entwicklung. „Es werden Figuren ausgearbeitet, es soll klar werden, was sie antreibt. Es soll ein ganzes Universum dahinterstehen, von dem eben im Werbefilm nur ganz verdichtet ein paar Sekunden gezeigt werden. Das macht den Film glaubhaft, damit er wie ein Ausschnitt aus dem täglichen Leben wirken kann“, so Hafele. Fehlte eine ausgefeilte Geschichte, würden Zuseher auch in sehr kurzer Zeit bemerken, dass der Film platt und voller Untiefen sei. „Eine starke Geschichte, wie wir sie in der Konzeption eines Werbefilms anlegen, ist die Grundlage für sämtliche Bestandteile einer Kampagne. Daraus kann man gegebenenfalls alle Kommunikationsmaßnahmen ableiten: Film, Foto, Print, Text, PR, ja sogar einen Radio Spot. Ich sehe mich als Botschafter des Werbefilms, weil er für mich die Essenz, ja die Summer aller kreativen Dinge darstellt.“ Eine gute Werbefilmgeschichte wird meist in sogenannten Vignetten erzählt. Das sind Szenen, die sowohl hintereinander als auch einzeln funktionieren. Im besten Fall – wie etwa bei unserer Werbefilmkampagne für das Swarovski Optik CL Companion Fernglas – werden diese Vignetten mit jeweils einem Alleinstellungsmerkmal des Produktes verbunden.

Hafele plädiert bei seinen Kunden dafür, die Sensibilität der Zielgruppe nicht zu unterschätzen. „Wer der Vermittlung seiner Botschaft nicht die notwendige Mühe und Hingabe widmet, kann schnell einen negativen Eindruck bei denen hinterlassen, zu denen man eigentlich sprechen will“, so Hafele, der sich damit auf die ausgeprägte Media-Awareness, das starke Medienbewusstsein der Menschen bezieht. Wer Unausgegorenes, Liebloses auftischt, wird vom Konsumenten bestraft. Im besten Fall durch Nichtbeachtung, im schlimmsten in Gestalt epischer Shitstorms, deren Fallout durchaus Bilanzen verhageln kann. In mancher Hinsicht sieht Filmemacher Andreas Hafele sich auch als Botschafter seines Metiers, an dem viele andere Jobs in der Kreativwirtschaft hängen. „Die talentierten Spezialisten aus der Filmszene Tirols, die für Werbefilmdrehs rekrutiert werden können, leben von fairen Budgets und inspirierten Auftraggebern. Deshalb ist es mir wichtig, kein Preisdumping zu betreiben, stattdessen meine Kunden in den detaillierten Prozess einer Hafzoo Filmproduktion zu integrieren. Das ist meist ein Augenöffner.” Die Geschmäcker mögen verschieden sein, das objektivierte Zahlenwerk zeigt eindrucksvoll, dass Hafele sein Handwerk, das er – um das künstlerische Element zu betonen – auch gerne als „Kunsthandwerk“ bezeichnet, aus dem Effeff beherrscht.